Atlético-Präsident Enrique Cerezo: „Auf dass jede Krise so wie diese sei“

Atlético Madrids Präsident Enrique Cerezo wehrt sich gegen den Eindruck, die Mannschaft stecke in einer Krise. © lochpass.at/David Mayr
Facebook
Twitter
EMAIL
LinkedIn

Nach vier Jahren auf der Erfolgswelle durchschifft Atlético Madrid erstmals wieder ein kleines Tief. Für Klubpräsident Enrique Cerezo ist das Klagen über eine Krise Jammern auf hohem Niveau.

Im Winter 2011 traf Enrique Cerezo eine weise Entscheidung. Dass der Präsident von Atlético Madrid dem Verein und den Anhängern der ‚Colchoneros‘ dadurch eines der größten Geschenke überhaupt bescheren sollte, war ihm kurz vor Weihnachten jenes Jahres wohl noch gar nicht bewusst.

Atlético lag damals im Niemandsland der Tabelle der Primera División auf Platz elf und hatte gerade gegen Espanyol und Betis Sevilla verloren, als Cerezo mit Diego Simeone einen Ex-Spieler der Rot-Weißen als neuen Trainer verpflichtete – eine Wahl, die passte, wie die Faust aufs Auge.

Der Argentinier, als Aktiver ein bedingungsloser Kämpfer im defensiven Mittelfeld gewesen, traf beim Arbeiterklub aus dem ärmeren Süden Madrids den Nerv von Mannschaft und Fans. „Ich will eine aggressive, starke und abgehärtete Mannschaft, die schnell auf Konter spielt“, erklärte er bei seiner offiziellen Vorstellung.

‚Cholismo‘: Atlético Madrids steiler Aufstieg unter Diego Simeone

Diese kampfbetonte, auf harter Arbeit, Einsatzbereitschaft und Leidenschaft basierende Art des Fußballs sollte unter dem Sammelbegriff ‚Cholismo‘ stilprägend für die erfolgreichste Ära des Vereins in den letzten 40 Jahren werden. Innerhalb kürzester Zeit verwandelte der Argentinier Atlético Madrid vom spanischen Mittelständler wieder in ein europäisches Spitzenteam. Ein Unterfangen, das angesichts der Übermacht der nationalen Platzhirsche Real und Barcelona eigentlich von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Doch Simeone sollte das für beinahe unmöglich Gehaltene schaffen.

Nach seinem ersten Halbjahr im Amt führte er ‚Atleti‘ in der Meisterschaft von Platz elf noch auf Rang fünf und gewann – wie zwei Jahre zuvor Quique Sánchez Flores im Endspiel von Hamburg – im rein spanischen Finale von Bukarest gegen Athletic Bilbao die Europa League. Von da an ging es für die ‚Colchoneros‘ wieder steil bergauf. Auf Platz drei in der Liga und den Sieg in der Copa del Rey 2013 folgte ein Jahr später die absolute Sensation: In einem Herzschlagfinale im Ligafinish gewann Atlético durch ein 1:1 im Camp Nou gegen den FC Barcelona am letzten Spieltag erstmals nach 1996 wieder die spanische Meisterschaft.

Ein paar Monate später wurde Real Madrid in der Supercopa in die Knie gezwungen, dazwischen lag das gegen den Stadtrivalen unglücklich verlorene Champions-League-Finale von Lissabon. Die von Real und Barça jahrelang an der Spitze abgehaltene Zweierliga hatte Atlético unter der Führung Simeones jedoch endlich durchbrochen.

Enrique Cerezo: „Es stört mich, dass man das kaputtmachen will“

In der aktuellen Saison bekommt man in Spanien allerdings den Eindruck, Atlético wäre noch nicht so recht vom Fleck gekommen. Von den bisher 14 Spielen in der Liga gewannen die Madrilenen die Hälfte, in der Tabelle hat sich der FC Sevilla zwischen das Topduo und ‚Atleti‘ geschoben. Doch bei einem genaueren Blick relativiert sich die Situation wieder: Der Rückstand auf den FC Barcelona beträgt nur drei Punkte und in der Champions League ist die Simeone-Truppe vor dem letzten Spieltag am Dienstag (20:45 Uhr, live auf Sky) in der Allianz-Arena bei Bayern München das einzige Team mit dem Punktemaximum auf dem Konto.

„Ich sage das, was ich immer gesagt habe: Wir haben die beste Mannschaft in der Geschichte Atléticos, mit einem Trainer, der sich hervorragend an unser Spiel und unser System angepasst hat und großartige Fans. Es stört mich, dass man das kaputtmachen will.“ – Enrique Cerezo

Deshalb kann Präsident Cerezo mit dem Wort Krise in der aktuellen Lage nichts anfangen: „Wir sind knapp hinter dem Zweiten und mehr als die Hälfte der Meisterschaft ist noch zu spielen“, sagte der oberste Funktionär im Radiosender Cadena SER. „Wenn ihr sagt, wir seien in der Krise, dann sei doch bitte jede Krise so wie diese.“

Zweifelsohne schmerzlich war vor zwei Wochen die überraschend deutliche 0:3-Heimniederlage im Derby gegen Real. Doch auch dadurch will sich Cerezo keine Unruhe in den Verein reden lassen: „Ich sage das, was ich immer gesagt habe: Wir haben die beste Mannschaft in der Geschichte Atléticos, mit einem Trainer, der sich hervorragend an unser Spiel und unser System angepasst hat und großartige Fans. Es stört mich, dass man das kaputtmachen will.“

Kommentar hinterlassen zu "Atlético-Präsident Enrique Cerezo: „Auf dass jede Krise so wie diese sei“"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*