Sevilla-Torhüter Sergio Rico: „Warum nicht auch vom Titel träumen?“

Beim FC Sevilla wächst der Glaube an die ganz große Sensation. © lochpass.at/David Mayr
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Knapp drei Monate vor Saisonende steht der FC Sevilla mitten im Meisterkampf der Primera División. Mittlerweile träumt man in der andalusischen Hauptstadt sogar schon vom ersten Titel nach einer gefühlten Ewigkeit.

Alle Jahre wieder. Auch heuer heißen die beiden Topfavoriten auf den Meistertitel in der spanischen Primera División Real Madrid und FC Barcelona. Zumal in dieser Saison mit Atlético jener Klub schwächelt, dem es in den vergangenen zwölf Jahren als einzigem gelungen ist, die Vorherrschaft der beiden Überklubs zu brechen.

2014 sorgten der argentinische Trainer Diego Simeone und seine ‚Colchoneros‘ mit ganz viel ‚pasión‘ für die Sensation, davor war der FC Valencia 2004 der letzte spanische Meister, der nicht Barça oder Real hieß. Seitdem holten die Katalanen acht- und die ‚Königlichen‘ dreimal den Titel.

Primera División: Sevilla im Titelkampf mit Real Madrid und Barcelona

Doch die in der jüngsten Vergangenheit oftmals beklagte Eintönigkeit in der spanischen Meisterschaft gehört endgültig der Vergangenheit an. „Die Liga geht nicht mehr auf die 100 Punkte zu“, merkte Jordi Costa, ein Kollege von der Sport aus Barcelona, vor zwei Tagen, nach Real Madrids 1:2-Niederlage im Nachtragsspiel in Valencia, an. Der Titelkampf ist offen und ein neuer Player hat sich an den Tisch der Schwergewichte gesetzt. Einer, der den Branchenleadern in Spanien wohl bis zur letzten Minute einen harten Fight liefern wird.

„Man muss mit den Füßen am Boden bleiben, aber wenn man schon einmal da oben ist, warum sollte man nicht auch vom Titel träumen?“ – Sergio Rico

Mit drei Punkten Rückstand auf Tabellenführer Real, das allerdings ein Spiel weniger ausgetragen hat, und zwei auf Barça ist der FC Sevilla auch nach 24 Runden mittendrin im Rennen um die Meisterschaft. Die größte Stärke der Andalusier ist dabei ihre Kämpfer-Mentalität – ein Verdienst des im Sommer neu zum Verein gekommenen Trainers Jorge Sampaoli, einem Landsmann Simeones. Dass aufgeben für die ‚Sevillistas‘ keine Option darstellt, untermauerten sie einmal mehr im Derby am vergangenen Samstag. Lokalrivale Betis war in dessen Estadio Benito Villamarín mit einer 1:0-Führung in die Pause gegangen, doch der FC Sevilla drehte die Partie in Hälfte zwei und sicherte sich mit dem 2:1-Auswärtserfolg am Ende drei wichtige Punkte.

Wenn die Arbeit Früchte trägt

„Das war ein sehr wichtiger Sieg, vor allem gegen diesen Gegner“, freute sich Sevilla-Torhüter Sergio Rico über den siebten Sieg in der Fremde in der laufenden Saison. „Wir kämpfen für das Erreichen unserer Ziele und die Zahlen sprechen für sich.“

Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán: Sevillas Hexenkessel im heißen Süden
Im Süden Spaniens gibt traditionell der FC Sevilla fußballerisch den Ton an. Dessen Heimstätte, das Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán, liegt völlig zentral in die geschichtsträchtige Hauptstadt Andalusiens, nur zwei Kilometer östlich des Wahrzeichens, der Giralda, im Bezirk Nervión eingebettet. © lochpass.at/David Mayr
Der Namensgeber
Benannt ist die Arena 1958 eröffnete und bisher vier Mal modernisierte Arena nach dem sevillanischen Anwalt Ramón Sánchez-Pizjuán Muñoz, der von 1932 bis 1942 und von 1948 bis zu seinem Tod 1956 Präsident des Klubs war und während dessen Amtszeit das Stadion geplant wurde. © lochpass.at/David Mayr
Der rote Hexenkessel
Das Innere der 40.500 Zuschauer fassenden Arena ist fast völlig in Rot getaucht, die steilen Tribünen nah am Spielfeld ermöglichen - gepaart mit der Stimmgewaltigkeit der leidenschaftlichen Anhänger - eine kochende Atmosphäre, wie man sie im heißen Süden des fußballverrückten Spanien auch erwarten würde. Nicht umsonst wird das Sánchez-Pizjuán auch 'La Bombonera de Nervión' - in Anlehnung an die Bombonera der Boca Juniors aus Buenos Aires - genannt. © lochpass.at/David Mayr
Der FC Sevilla im Aufschwung
Der bisher einzige Meistertitel des FC Sevilla liegt zwar schon eine halbe Ewigkeit zurück (1946), doch auf internationaler Ebene konnten die Andalusier in den vergangenen Jahren immer wieder aufzeigen. Seit 2006 gewannen sie fünf Mal die Europa League beziehungsweise den UEFA-Cup und wurden damit innerhalb eines Jahrzehnts zum Rekordsieger dieses Bewerbs. © lochpass.at/David Mayr
Im Konzert der Großen von 'La Liga'
Mit dem neuen Trainer Jorge Sampaoli will Sevilla nun auch national wieder eine große Nummer werden. Der Argentinier hat den Rot-Weißen eine gehörige Portion Kämpfermentalität eingeimpft und das scheint Früchte zu tragen. Real Madrid, Barcelona und Atlético können die Andalusier mittlerweile wieder ärgern. © lochpass.at/David Mayr
Die andächtige und elektrisierende Hymne
Dazu passt auch die Vereinshymne, die keinen kalt lässt, wenn sie vor Anpfiff durch die Lautsprecher hallt und der poetisch, heroische Text von 40.000 Kehlen inbrünstig und andächtig zugleich gesungen wird. Vom Herz, das "Sevilla!" schreiend schlägt, ist da die Rede und vom "Fußball-Stolz unserer Stadt". Auch die Zeile auf diesem Foto kommt im Text vor, sie bedeutet: "Man sagt sich, dass (der FC Sevilla) niemals aufgibt." © lochpass.at/David Mayr
Live vor Ort
lochpass.at war zu Saisonbeginn 2016/17 im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán vor Ort, als Sevilla UD Las Palmas am dritten Spieltag empfing. Der Star-Neuzugang Kevin-Prince Boateng war fehlte bei den Gästen aus Gran Canaria, die auch ohne den Deutsch-Ghanaer durch Tana früh in Führung gingen. © lochpass.at/David Mayr
Das Sánchez-Pizjuán in Extase
Obwohl die spielerische Qualität bei Sevilla ordentlich zu wünschen übrig ließ, lag im Stadion bis zum Ende der Glaube an die Wende in der Luft. Zu dieser verhalf in der Schlussphase dann auch Schiedsrichter Juan Martínez Munuera, indem er nach einer harmlosen Attacke an Nationalspieler Vitolo überraschend auf Elfmeter entschied. Pablo Sarabia verwandelte diesen in der 89. Minute zum Ausgleich, doch Sevillas Kämpferherz schlug weiter und wollte mehr. © lochpass.at/David Mayr
Last-Minute-Sieg
In der Nachspielzeit drückten die Gastgeber auf den zweiten Treffer und erzwangen noch einen Eckball von rechts. Im darauffolgenden Gestocher drückte Sevillas Eigenbauspieler Carlos Fernández die Kugel über die Linie und schoss seine Mannschaft damit zum Sieg. Das Stadion kochte vor Freude über und Schiri Martínez Munuera pfiff die Partie direkt ab. © lochpass.at/David Mayr
Ein tolles Erlebnis für Fußballliebhaber
Für uns ging damit ein packender Fußball-Nachmittag in einer im Sommer eigentlich unerträglich heißen, aber ungemein schönen und geschichtlich hochinteressanten Stadt zu Ende. Sevilla ist nicht nur für Spanien-Fans auf jeden Fall eine Reise wert - und das Ramón Sánchez-Pizjuán sowieso. © lochpass.at/David Mayr

 

Damit hat der 23-Jährige, der dem eigenen Nachwuchs der Rot-Weißen entstammt, recht. In den vergangenen zehn Spielen in ‚La Liga‘ holten er und seine Kollegen 25 von 30 möglichen Punkten. Wie groß beim FC Sevilla der Einfluss des Trainers ist, zeigen zwei weitere Statistiken: Vicente Iborras Siegestreffer gegen Betis war bereits das 14. Tor eines von Sampaoli eingewechselten Spielers – klarer Liga-Spitzenwert. Außerdem hält das Team aus dem Stadtbezirk Nervión bei elf Treffern aus Standardsituationen, das ist beinahe ein Viertel von Sevillas bisher erzielten Toren in der Meisterschaft.

„Wenn du siehst, dass die Arbeit Früchte trägt, motiviert dich das, noch härter weiterzumachen“, erklärte Rico. Erntezeit ist zwar erst im Mai, doch der FC Sevilla ist auf den Geschmack gekommen. „Man muss mit den Füßen am Boden bleiben“, weiß Rico, „aber wenn man schon einmal da oben ist, warum sollte man nicht auch vom Titel träumen?“ Im Süden Spaniens wäre dieser sowieso längst überfällig. Seine bisher einzige Meisterschaft gewann der Traditionsklub aus Andalusien im Jahr 1946.

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