‚Fall Jimmy‘: Tötung auf Video, aber noch immer ohne Schuldigen

Auch zwei Jahre nach der Tat ist noch niemand für den Tod von Deportivo-Ultra 'Jimmy' zur Verantwortung gezogen worden. © Michael Gaida, Twitter.com, lochpass.at (Montage)
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Vor zwei Jahren wurde Francisco Javier Romero Taboada, genannt ‚Jimmy‘, während heftiger Hooligan-Ausschreitungen vor dem Ligaspiel zwischen Atlético Madrid und Deportivo La Coruña getötet. Die Tat wurde gefilmt, verurteilt ist dafür allerdings noch niemand worden.

Es waren verstörende Bilder einer wilden Straßenschlacht, die am Morgen des 30. November 2014 im Süden Madrids schockierten. Rund 200 Hooligans von Atlético Madrid und Deportivo La Coruña gingen im Vorfeld des Aufeinandertreffens der beiden Klubs in der Liga aufeinander los.

Motiv der Massenschlägerei dürfte eine Racheaktion der Gruppierung ‚Frente Atlético‘ gegen die ‚Riazor Blues‘ aus A Coruña gewesen sein. Monate zuvor soll in der galicischen Stadt eine Gruppe Atlético-Fans von Deportivo-Ultras attackiert worden sein, als sie gerade den Meistertitel ihres Klubs feierte.

Deportivo-Fan ‚Jimmy‘: Verprügelt und in den Fluss geworfen

Die Ausschreitungen in Madrid gerieten völlig außer Kontrolle, auch weil das Match von den Behörden nicht als Hochrisikospiel deklariert und die Polizei daher auf eine solche Aktion nicht vorbereitet war. Im Zuge der Massenschlägerei verlor der 43-jährige Francisco Javier Romero Taboada, ‚Jimmy‘ genannt, sein Leben.

Der Deportivo-Ultra wurde mutmaßlich von ‚Frente Atlético‘-Mitgliedern aufs Heftigste verprügelt und in den Madrider Manzanares-Fluss geworfen. Als er vom Rettungsdienst Samur geborgen wurde, war er bereits klinisch tot. Auf Videos der Straßenschlacht im Internet ist die Tat erkennbar.

Erdrückende Beweise, aber kein Schuldspruch

Doch auch zwei Jahre später gibt es aus juristischer Sicht keinen Schuldigen. Zwar wurden vier erwachsene Verdächtige aufgrund erdrückender Beweise dem Haftrichter vorgeführt, sie alle landeten jedoch durch teils umstrittene Entscheidungen der Judikatur wieder auf freiem Fuß. Die renommierte Tageszeitung El País deutet an, dass der Einfluss des Strategen der Verteidigung, Ignacio Gordillo, auf das Gericht dabei eine Rolle gespielt haben könnte. Gordillo war früher Staatsanwalt gewesen, bevor er auf die Seite der Strafverteidiger wechselte.

Ein fünfter, damals noch minderjähriger, Beschuldigter wurde zunächst in erster Instanz wegen des Tötungsdelikts schuldig gesprochen, die Verurteilung nach einem Einspruch allerdings wieder aufgehoben.

An seinem Todestag am Mittwoch wurde der Ruf nach „Gerechtigkeit für ‚Jimmy'“ nun wieder laut. Nicht nur verschiedene Fanclubs, sondern auch der Verein Deportivo La Coruña forderte diese in den sozialen Netzwerken. Bleibt abzuwarten, ob der Appell diesmal Gehör findet.

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