Wieder einmal machen bei Real Madrid Abwanderungsgerüchte um Isco Alarcón die Runde. An Interessenten mangelt es nicht, der sensible Feinmechaniker will sich aber beim spanischen Rekordmeister durchsetzen.
Francisco Alarcón beim Fußball spielen zuzusehen, ist eine Augenweide. Isco, wie er genannt wird, tritt nicht gegen den Ball, er streichelt ihn, er schlägt nicht einfach Pässe, er kombiniert mit seinen Mitspielern und er geht nicht bloß in Zweikämpfe, er duelliert sich um das, was diesen Sport ausmacht – den Ball.
Dass solch ein Fußballer bei einem der besten Vereine des Planten seinem liebsten Hobby nachgeht, ist nur allzu logisch, allein, die Einsatzminuten des Supertechnikers bei Real Madrid lassen zu wünschen übrig. Vor dreieinhalb Jahren wechselte der ehemalige Nachwuchsspieler des FC Valencia für rund 30 Millionen Euro aus Málaga zum Rekordmeister in die Hauptstadt, zum unumstrittenen Stammspieler hat er es dort allerdings bis heute nicht gebracht.
Isco gilt bei Real als der klassische ‚zwölfte Mann‘, die erste Alternative, wenn im Mittelfeld jemand ausfällt. Vergangenen Herbst profitierte er etwa von den Verletzungen der Taktgeber Toni Kroos und Luka Modrić. Daher liest sich die Anzahl seiner Einsätze über die Saisonen hinweg auch nicht schlecht: In dreieinhalb Jahren ist der junge Mann aus der Nähe von Málaga in 166 Pflichtspielen für die Madrilenen auf dem Platz gestanden und hat dabei 24 Tore und 39 Assists beigesteuert.
Iscos Lieblingsposition gibt es bei Real Madrid meist nicht
Dass Isco aber, wenn alle fit sind, vor allem in großen Spielen oft auf die Ersatzbank weichen muss, hat einen entscheidenden Grund: Seine Position. Isco ist ein klassischer 10er, der Freiheiten hinter der Spitze und die damit verbundenen Entfaltungsmöglichkeiten braucht, um sein gesamtes Potential ausschöpfen zu können. So gesehen etwa beim 3:0-Auswärtssieg gegen Atlético Madrid Mitte November. „Das ist die Position, auf der er am besten spielt“, weiß auch sein Trainer Zinédine Zidane.
„Wenn ich weder bei Ancelotti, noch bei Benítez und Zidane Stammspieler bin, liegt die Schuld bei mir. Da werde ich nicht so dumm sein und andere Probleme suchen, die es gar nicht gibt.“ – Isco Alarcón
Im Franzosen, der während seiner aktiven Karriere selbst einen ähnlichen Spielstil pflegte, hat Isco eigentlich einen großen Förderer. Doch wird der 24-Jährige nicht darum herumkommen, sein Spiel dem Real-System anzupassen. Zidane lässt seine Truppe – wie seine Vorgänger Carlo Ancelotti und Rafael Benítez – meist im 4-3-3 auflaufen, das gegen den Ball in ein 4-4-2 umgewandelt werden kann. Dies fordert von den drei nominellen Mittelfeldakteuren ein hohes Maß an taktischem Verständnis und, nicht zuletzt, Defensivarbeit. Bei all seinen Qualitäten mit dem Ball, keine Stärke des Francisco Alarcón.
Isco: „Die Schuld liegt bei mir“
Wie die Madrider Sporttageszeitung AS am Donnerstag vermeldete, habe Isco entschieden, seinen im Sommer 2018 auslaufenden Vertrag erst einmal nicht vorzeitig zu verlängern. Ein Umstand, der den spanischen Blätterwald natürlich ordentlich zum Rascheln bringt, zumal der Winter-Transfermarkt in wenigen Tagen öffnet. Dabei ist klar, dass Real einem Abgang im Jänner keinesfalls zustimmen würde, schon alleine deshalb, weil der Klub aufgrund der noch aufrechten Transfersperre durch die FIFA keinen Ersatz holen dürfte.
Internationale Topinteressenten könnten jedoch im Sommer ihre Chance wittern. Juventus Turin soll schon länger hinter dem 16-fachen Nationalspieler her sein, bei Manchester City wäre Isco ein Spieler ganz nach dem Geschmack des Trainers Pep Guardiola. Eine allfällige – horrend hohe – Ablösesumme, die Real wohl fordern würde, könnten beide aufbringen.
Doch Isco selbst will eigentlich in Madrid bleiben und in der Mannschaft der ‚Königlichen‘ zum Leistungsträger avancieren. „Ich weiß, dass es bei Real sehr schwierig ist. Wir sprechen hier von den besten Spielern der Welt. Die Konkurrenz ist enorm und das System praktisch nicht verhandelbar. Aber ich gebe nicht auf“, sagte er im Oktober in einem Interview mit der Marca, in dem er sich auch offen selbstkritisch gab: „Wenn ich weder bei Ancelotti, noch bei Benítez und Zidane Stammspieler bin, liegt die Schuld bei mir. Da werde ich nicht so dumm sein und andere Probleme suchen, die es gar nicht gibt.“
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