‚Monchi‘: Der „Transfer-Magier“ verlässt den FC Sevilla

Dem FC Sevilla kommt mit 'Monchi' das Mastermind im sportlichen Bereich abhanden. © lochpass.at/David Mayr
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Sportdirektor ‚Monchi‘ verlässt nach 17 Jahren und neun Titel den FC Sevilla. Seine Transfers spülten über 200 Millionen Euro in die Kassen der Andalusier.

„Ich habe diesen Moment gewählt, um dem Klub so wenig Schaden wie möglich zuzufügen“, sagte Ramón Rodríguez Verdejo Ende der vergangenen Woche auf einer Pressekonferenz, die für den FC Sevilla eine einschneidende Veränderung für die Zukunft bringen sollte. „Der Transfer-Magier“, schrieb die renommierte Tageszeitung El País, „verlässt Sevilla“.

Nach insgesamt 29 Jahren beim Verein zieht der frühere Torhüter auf der Suche nach einem Tapetenwechsel einen Schlussstrich. Wohin es den Mann aus San Fernando aus der Provinz Cádiz, 120 Kilometer südlich von Sevilla, zieht, ist noch offen, in der Gerüchteküche ist von der AS Roma die Rede. „Ich hab‘ noch nirgends unterschrieben“, stellte Rodríguez Verdejo, der in Spanien nur ‚Monchi‘ genannt wird, klar.

Der gemeinsame Nenner hinter neun Titelgewinnen des FC Sevilla

Auch wenn ‚Monchi‘ auf jener Pressekonferenz daran erinnerte, dass die Erfolge des FC Sevilla während des vergangenen Jahrzehnts keinesfalls nur einer einzelnen Person zu verdanken sind, ist der 48-jährige zweifellos der gemeinsame Nenner der neun Titel seit 2006. Zwei Siege in der Copa del Rey (2007, 2010), der Gewinn der Supercopa (2007), sage und schreibe fünf Triumphe in UEFA-Cup beziehungsweise Europa League (2006, 2007, 2014 bis 2016) und der Gewinn des europäischen Supercups 2006 fallen in seine Amtszeit.

„Es gibt auf der Welt keinen Sportdirektor, der sich von einer Anhängerschaft so geliebt gefühlt hat, wie ich beim FC Sevilla. Unmöglich!“ – ‚Monchi‘

Bei den Fans der Rot-Weißen aus dem Bezirk Nervión genießt ‚Monchi‘ Kultstatus, bei Gegnern innerhalb und außerhalb der Landesgrenzen wird er für seine Expertise geschätzt. „Es gibt auf der Welt keinen Sportdirektor, der sich von einer Anhängerschaft so geliebt gefühlt hat, wie ich beim FC Sevilla. Unmöglich“, sagte der Manager, bereits mit den Tränen ringend.

‚Monchi‘: Der 200-Millionen-Euro Mann

Dass ihn El País als „Transfer-Magier“ bezeichnete, kommt nicht von ungefähr. ‚Monchis‘ Gespür für Neuverpflichtungen ist fast schon legendär. Einer seiner ersten Deals sollte gleichzeitig sein größter Coup werden. Im Jahr 2000 holte er einen gewissen Dani Alves für lächerliche 1,3 Millionen Euro vom Club Bahia aus Brasilien. Acht Jahre später wechselte der vom mittlerweile verstorbenen Kommentator Andrés Montes wegen seiner sturmvollen Vorstöße „MotoGP“ genannte Brasilo für 35 Millionen zum FC Barcelona und wurde dort zum besten Rechtsverteidiger der Welt.

Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán: Sevillas Hexenkessel im heißen Süden
Im Süden Spaniens gibt traditionell der FC Sevilla fußballerisch den Ton an. Dessen Heimstätte, das Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán, liegt völlig zentral in die geschichtsträchtige Hauptstadt Andalusiens, nur zwei Kilometer östlich des Wahrzeichens, der Giralda, im Bezirk Nervión eingebettet. © lochpass.at/David Mayr
Der Namensgeber
Benannt ist die Arena 1958 eröffnete und bisher vier Mal modernisierte Arena nach dem sevillanischen Anwalt Ramón Sánchez-Pizjuán Muñoz, der von 1932 bis 1942 und von 1948 bis zu seinem Tod 1956 Präsident des Klubs war und während dessen Amtszeit das Stadion geplant wurde. © lochpass.at/David Mayr
Der rote Hexenkessel
Das Innere der 40.500 Zuschauer fassenden Arena ist fast völlig in Rot getaucht, die steilen Tribünen nah am Spielfeld ermöglichen - gepaart mit der Stimmgewaltigkeit der leidenschaftlichen Anhänger - eine kochende Atmosphäre, wie man sie im heißen Süden des fußballverrückten Spanien auch erwarten würde. Nicht umsonst wird das Sánchez-Pizjuán auch 'La Bombonera de Nervión' - in Anlehnung an die Bombonera der Boca Juniors aus Buenos Aires - genannt. © lochpass.at/David Mayr
Der FC Sevilla im Aufschwung
Der bisher einzige Meistertitel des FC Sevilla liegt zwar schon eine halbe Ewigkeit zurück (1946), doch auf internationaler Ebene konnten die Andalusier in den vergangenen Jahren immer wieder aufzeigen. Seit 2006 gewannen sie fünf Mal die Europa League beziehungsweise den UEFA-Cup und wurden damit innerhalb eines Jahrzehnts zum Rekordsieger dieses Bewerbs. © lochpass.at/David Mayr
Im Konzert der Großen von 'La Liga'
Mit dem neuen Trainer Jorge Sampaoli will Sevilla nun auch national wieder eine große Nummer werden. Der Argentinier hat den Rot-Weißen eine gehörige Portion Kämpfermentalität eingeimpft und das scheint Früchte zu tragen. Real Madrid, Barcelona und Atlético können die Andalusier mittlerweile wieder ärgern. © lochpass.at/David Mayr
Die andächtige und elektrisierende Hymne
Dazu passt auch die Vereinshymne, die keinen kalt lässt, wenn sie vor Anpfiff durch die Lautsprecher hallt und der poetisch, heroische Text von 40.000 Kehlen inbrünstig und andächtig zugleich gesungen wird. Vom Herz, das "Sevilla!" schreiend schlägt, ist da die Rede und vom "Fußball-Stolz unserer Stadt". Auch die Zeile auf diesem Foto kommt im Text vor, sie bedeutet: "Man sagt sich, dass (der FC Sevilla) niemals aufgibt." © lochpass.at/David Mayr
Live vor Ort
lochpass.at war zu Saisonbeginn 2016/17 im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán vor Ort, als Sevilla UD Las Palmas am dritten Spieltag empfing. Der Star-Neuzugang Kevin-Prince Boateng war fehlte bei den Gästen aus Gran Canaria, die auch ohne den Deutsch-Ghanaer durch Tana früh in Führung gingen. © lochpass.at/David Mayr
Das Sánchez-Pizjuán in Extase
Obwohl die spielerische Qualität bei Sevilla ordentlich zu wünschen übrig ließ, lag im Stadion bis zum Ende der Glaube an die Wende in der Luft. Zu dieser verhalf in der Schlussphase dann auch Schiedsrichter Juan Martínez Munuera, indem er nach einer harmlosen Attacke an Nationalspieler Vitolo überraschend auf Elfmeter entschied. Pablo Sarabia verwandelte diesen in der 89. Minute zum Ausgleich, doch Sevillas Kämpferherz schlug weiter und wollte mehr. © lochpass.at/David Mayr
Last-Minute-Sieg
In der Nachspielzeit drückten die Gastgeber auf den zweiten Treffer und erzwangen noch einen Eckball von rechts. Im darauffolgenden Gestocher drückte Sevillas Eigenbauspieler Carlos Fernández die Kugel über die Linie und schoss seine Mannschaft damit zum Sieg. Das Stadion kochte vor Freude über und Schiri Martínez Munuera pfiff die Partie direkt ab. © lochpass.at/David Mayr
Ein tolles Erlebnis für Fußballliebhaber
Für uns ging damit ein packender Fußball-Nachmittag in einer im Sommer eigentlich unerträglich heißen, aber ungemein schönen und geschichtlich hochinteressanten Stadt zu Ende. Sevilla ist nicht nur für Spanien-Fans auf jeden Fall eine Reise wert - und das Ramón Sánchez-Pizjuán sowieso. © lochpass.at/David Mayr

 

Die Liste von ‚Monchis‘ Megadeals lässt sich lange fortsetzen: Júlio Baptista, Seydou Keïta, Carlos Bacca oder Ivan Rakitić kamen, auf internationalem Niveau weitgehend unbekannt, zum FC Sevilla und verließen die Andalusier als Stars. Insgesamt brachten ‚Monchis‘ Transfers dem Verein einen Gewinn von über 200 Millionen Euro ein.

Nun sagt Sevillas Mastermind adiós. „Es gibt viele Leute im Klub, die die nötigen Fähigkeiten, um meine Nachfolge anzutreten, mitbringen. Auf die in der Sportdirektion aufgebaute Struktur bin ich besonders stolz“, macht sich ‚Monchi‘ um seinen Herzensklub keine Sorgen. Die Fußstapfen, in die der neue starke Mann am Transfer-Hebel im Estadio Ramón Sánchez Pizjuán steigt, sind allerdings riesig.

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