Ein Jahr Zinédine Zidane: Der Mann, der Real Madrid das Lächeln zurückgab

Zinédine Zidane: Damals als Spieler, wie heute als Trainer ein Gewinn für Real Madrid. © pixabay.com/mizaanlibya
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Am 4. Jänner 2016 wurde Zinédine Zidane vom Drittliga-Trainer zum Chefcoach von Real Madrid bestellt. Die riskante Wette von Klubboss Florentino Pérez ging auf, ‚Zizou‘ hat die in Wahrheit dankbare schwere Aufgabe mit Bravour gemeistert.

An einem Tag wie diesem – und doch war damals alles anders. Exakt heute vor einem Jahr wurde Zinédine Zidane zum Cheftrainer von Real Madrid befördert. Eine riskante Wahl des bei nicht wenigen im ‚königlichen‘ Umfeld umstrittenen Vereinspräsidenten Florentino Pérez sollte sich als eine der besten Entscheidungen seiner zweiten Amtszeit herausstellen.

Dass Klubikone Zidane, der 2001 bei seinem Wechsel von Juventus Turin nach Madrid zum damals teuersten Spieler der Welt wurde, früher oder später das ‚weiße Ballett‘ dirigieren würde, war absehbar, die Gefahr, ihn nach knapp eineinhalb Jahren Erfahrung in der dritten Liga im Profigeschäft zu verheizen war jedoch groß.

Unter Carlo Ancelotti war Zidane zunächst Reals Co-Trainer, bevor er im Sommer 2014 das Zweitteam Castilla in der Segunda B übernahm, wo er auch das österreichische Innenverteidigertalent Philipp Lienhart unter seinen Fittichen hatte. Nach nur 41 Spielen kam der Anruf aus dem Präsidentenbüro. Der Franzose wurde vom Trainer, der langsam an höhere Aufgaben herangeführt werden sollte, über Nacht zum Chefcoach beim wohl bekanntesten und anspruchsvollsten Klub der Welt.

Zinédine Zidane und seine Traumbilanz mit Real Madrid

Zidane übernahm bei Real in Zeiten großer Unruhe. Die ‚Königlichen‘ waren 2015 titellos geblieben und Präsident Pérez mit Rafael Benítez als Ancelotti-Nachfolger eingefahren. Der zweifellos kompetente Fußball-Theoretiker sprach nie die Sprache der Spieler, soll in der Kabine aufgrund seiner bescheidenen Karriere als Aktiver gar spöttisch ‚der 10er‘ genannt worden sein. Nach einem 2:2 beim FC Valencia wurde der Madrilene beurlaubt und Zidane, der Monate zuvor ebenfalls als Ancelotti-Erbe im Gespräch gewesen, jedoch für noch zu unerfahren befunden worden war, ins Amt gehievt.

„Zidane weiß besser als jeder andere, was es bedeutet, das Kommando bei Real Madrid zu haben.“ – Florentino Pérez

„Er weiß besser als jeder andere, was es bedeutet, das Kommando bei Real Madrid zu haben“, erklärte Pérez damals gegenüber der Presse. Der Klubboss sollte recht behalten. Im Gegensatz zu Benítez konnte sich Zidane – auch dank seiner unvergleichlichen Karriere als Spieler – des Respekts der Stars von Anfang an sicher sein. Sogar Platzhirsch Cristiano Ronaldo hat unter der Führung des 44-Jährigen eingesehen, dass ihm – bei aller Rekordjagd – hin und wieder eine Pause guttut.

Blitzartig stellte sich mit Zidane am Ruder der Erfolg ein, das 5:0 gegen Deportivo La Coruña bei seiner Premiere als Dirigent des Starensembles sollte alles andere als nur ein Strohfeuer bleiben. 53 Pflichtspiele hat Real Madrid im ersten Jahr unter Zidane bestritten, nur zwei davon verloren. Dem gegenüber stehen bei elf Unentschieden 40 Siege, Tordifferenz 155:52. Seit nunmehr 37 ungeschlagenen Partien ist im wohlhabenden Norden Madrids das Gefühl einer Niederlage unbekannt.

Zidane: „2016 war der Hammer“

„2016 war der Hammer“, zog der Trainer nach dem Gewinn der Klub-WM Mitte Dezember jubelnd Bilanz. „Es hat kein Schlüsseldatum gegeben, wir verbessern uns einfach von Spiel zu Spiel“, erklärte der Franzose.

Estadio Santiago Bernabéu: Der Palast der 'Königlichen'
In Chamartín, einem der schönsten Bezirke des Stadtgebiets von Madrid, steht es: Das Estadio Santiago Bernabéu. lochpass.at-CR und Madrilene im Herzen David Mayr führt Sie durch den Palast der 'Königlichen'. © lochpass.at/David Mayr
Groß und prunkvoll
Kaum ein Stadion in Südeuropa mit einem ähnlich großen Fassungsvermögen ist so modern, wie die Heimstätte von Spaniens Rekordmeister Real Madrid. Knapp über 81.000 Zuschauer finden hier Platz, zuletzt wurde es im Jahr 2006 überholt. © lochpass.at/David Mayr
Hooligans raus
Der Blick auf die Südtribüne der Arena. In der Mitte des unteren Ranges standen bis Ende 2013 die, nicht selten gewalttätigen, Ultras Sur. Nach deren Ausschluss wurde dieser Abschnitt zum Familiensektor umgestaltet. © lochpass.at/David Mayr
Eine Geschichte voller Erfolge
Seit dem 28. Mai 2016 ist Real Madrid elffacher Gewinner der Champions League beziehungsweise des früheren Meistercups. Auch in Spanien selbst halten die 'Königlichen' einige Rekorde, darunter die meisten nationalen Meistertitel (32). Zuletzt gewann Real 2012 die Primera División. © lochpass.at/David Mayr
Zeitreise
Eröffnet wurde das Bernabéu-Stadion am 14. Dezember 1947 mit einem Spiel zwischen Real Madrid und dem porugiesischen Klub Belenenses. Damals hieß das Stadion noch ganz unkreativ Estadio Real Madrid Club de Fútbol. Das Dach über der Haupttribüne, welches wir auf diesem Foto sehen, wurde erst Anfang der 2000er-Jahre installiert. © lochpass.at/David Mayr
Steile Tribünen
Auch wenn es nicht ganz an das extreme Gefälle des Mestalla-Stadions von Valencia herankommt, so ist auch das Bernabéu trotz seiner enormen Größe ein enges Fußballstadion, wodurch die Entfernung der Zuschauer zum Spielfeld gering gehalten wird. © lochpass.at/David Mayr
In bester Lage
Wir befinden uns nach wie vor auf der West-Länge des Stadions, die entlang des Paseo de la Castellana, einer Hauptverkehrsader Madrids und der wichtigsten Geschäftsstraße, verläuft und blicken auf den Fondo Norte. © lochpass.at/David Mayr
Nicht baufällig
Im Gegensatz zu anderen Stadien in Spanien, braucht sich das Bernabéu auch bei der Innenansicht nicht verstecken. © lochpass.at/David Mayr
Medienbereich
Im Glaskörper hoch oben zu beiden Seiten der Haupttribüne sind die Reporter und Mitarbeiter der Fernsehteams untergebracht. © lochpass.at/David Mayr
Namensgeber
Benannt ist die Spielstätte Real Madrids nach dem legendären Vereinspräsidenten Santiago Bernabéu de Yeste. Der Anwalt stand zwischen 1943 und 1978 an der Spitze des Klubs und führte ihn auf den Gipfel des Vereinsfußballs. © lochpass.at/David Mayr
Bernabéus größter Transfer
In seine 'Regentschaft' fiel auch Verpflichtung der am 7. Juli 2014 verstorbenen Vereinslegende Alfredo di Stéfano. Der 'blonde Pfeil' gilt noch heute als komplettester Fußballer aller Zeiten. © lochpass.at/David Mayr
Komfort in der Kabine
Nach dem Ausflug in die Klubgeschichte des 'weißen Balletts' wieder in die Gegenwart. Wir befinden uns in der Gästekabine des Stadions, jene der Real-Stars bleibt "wegen Bauarbeiten" leider geschlossen. © lochpass.at/David Mayr
Pressesaal
Hier dürfen die Kollegen jene Fragen stellen, deren Antworten die Basis für täglich zahlreiche Artikel in den Madrider Sporttageszeitungen Marca und AS darstellen. © lochpass.at/David Mayr
Drei Ränge
Unser Rundgang durch eines der schönsten und zweifellos beeindruckendsten Fußballstadien der Welt geht zu Ende. Nicht jedoch, ohne eine obligatorische Zwischenstation zu besuchen. © lochpass.at/David Mayr
Der Fanshop
In der Calle Padre Damián, hinter der Haupttribüne, kann man auf drei Stockwerken alles erwerben, was das Herz eines Real-Fans begehrt. Wer sich heute ein Trikot mit der Nummer 8 kauft, bekommt es mit dem Schriftzug Kroos. © lochpass.at/David Mayr

 

Neben der sensationellen Bilanz durfte sich ‚Zizou‘ in seinem Premierenjahr auch über drei Titel freuen. Vor dem Klub-WM hatte Real 2016 auch zum elften Mal die Champions League (beziehungsweise den Meisercup) sowie den europäischen Supercup gewonnen.

„Zidane ist eine der größten Persönlichkeiten der Fußballgeschichte“

Zidane war somit an Reals letzten drei Siegen in der Königsklasse beteiligt. 2002 schoss er das ‚weiße Ballett‘ in Glasgow mit seinem unvergesslichen Traumtor gegen Bayer Leverkusen zum Titel, 2014 saß er als Co-Trainer von Carlo Ancelotti auf der Bank und 2016 trug er als Chefcoach die Hauptverantwortung für die Mannschaft.

Sollte Zidane im gerade angebrochenen Jahr auch noch die Liga gewinnen, hätte er sich bei den Fans wohl endgültig im Eiltempo unsterblich gemacht. Den bisher letzten Meistertitel holte Real 2012 unter dem zu ‚Zizou‘ so konträren José Mourinho. Derzeit liegt der Rekordchampion in der Primera División voll auf Kurs und führt – bei einem Spiel weniger – die Tabelle mit drei Punkten Vorsprung auf Titelverteidiger FC Barcelona an.

„Zidane ist zweifellos eine der größten Persönlichkeiten der Fußballgeschichte“, sagte Presidente Pérez über seinen nunmehrigen Erfolgstrainer. Seine bedachte Art und die unbeschreibliche Eleganz seiner Ausstrahlung, gepaart mit der Strahlkraft des wohl erfolg- und traditionsreichsten Glamourklubs der Welt – das passt einfach. Damals als Spieler, genauso wie heute als Trainer.

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