Am 4. Jänner 2016 wurde Zinédine Zidane vom Drittliga-Trainer zum Chefcoach von Real Madrid bestellt. Die riskante Wette von Klubboss Florentino Pérez ging auf, ‚Zizou‘ hat die in Wahrheit dankbare schwere Aufgabe mit Bravour gemeistert.
An einem Tag wie diesem – und doch war damals alles anders. Exakt heute vor einem Jahr wurde Zinédine Zidane zum Cheftrainer von Real Madrid befördert. Eine riskante Wahl des bei nicht wenigen im ‚königlichen‘ Umfeld umstrittenen Vereinspräsidenten Florentino Pérez sollte sich als eine der besten Entscheidungen seiner zweiten Amtszeit herausstellen.
Dass Klubikone Zidane, der 2001 bei seinem Wechsel von Juventus Turin nach Madrid zum damals teuersten Spieler der Welt wurde, früher oder später das ‚weiße Ballett‘ dirigieren würde, war absehbar, die Gefahr, ihn nach knapp eineinhalb Jahren Erfahrung in der dritten Liga im Profigeschäft zu verheizen war jedoch groß.
Unter Carlo Ancelotti war Zidane zunächst Reals Co-Trainer, bevor er im Sommer 2014 das Zweitteam Castilla in der Segunda B übernahm, wo er auch das österreichische Innenverteidigertalent Philipp Lienhart unter seinen Fittichen hatte. Nach nur 41 Spielen kam der Anruf aus dem Präsidentenbüro. Der Franzose wurde vom Trainer, der langsam an höhere Aufgaben herangeführt werden sollte, über Nacht zum Chefcoach beim wohl bekanntesten und anspruchsvollsten Klub der Welt.
Zinédine Zidane und seine Traumbilanz mit Real Madrid
Zidane übernahm bei Real in Zeiten großer Unruhe. Die ‚Königlichen‘ waren 2015 titellos geblieben und Präsident Pérez mit Rafael Benítez als Ancelotti-Nachfolger eingefahren. Der zweifellos kompetente Fußball-Theoretiker sprach nie die Sprache der Spieler, soll in der Kabine aufgrund seiner bescheidenen Karriere als Aktiver gar spöttisch ‚der 10er‘ genannt worden sein. Nach einem 2:2 beim FC Valencia wurde der Madrilene beurlaubt und Zidane, der Monate zuvor ebenfalls als Ancelotti-Erbe im Gespräch gewesen, jedoch für noch zu unerfahren befunden worden war, ins Amt gehievt.
„Zidane weiß besser als jeder andere, was es bedeutet, das Kommando bei Real Madrid zu haben.“ – Florentino Pérez
„Er weiß besser als jeder andere, was es bedeutet, das Kommando bei Real Madrid zu haben“, erklärte Pérez damals gegenüber der Presse. Der Klubboss sollte recht behalten. Im Gegensatz zu Benítez konnte sich Zidane – auch dank seiner unvergleichlichen Karriere als Spieler – des Respekts der Stars von Anfang an sicher sein. Sogar Platzhirsch Cristiano Ronaldo hat unter der Führung des 44-Jährigen eingesehen, dass ihm – bei aller Rekordjagd – hin und wieder eine Pause guttut.
Blitzartig stellte sich mit Zidane am Ruder der Erfolg ein, das 5:0 gegen Deportivo La Coruña bei seiner Premiere als Dirigent des Starensembles sollte alles andere als nur ein Strohfeuer bleiben. 53 Pflichtspiele hat Real Madrid im ersten Jahr unter Zidane bestritten, nur zwei davon verloren. Dem gegenüber stehen bei elf Unentschieden 40 Siege, Tordifferenz 155:52. Seit nunmehr 37 ungeschlagenen Partien ist im wohlhabenden Norden Madrids das Gefühl einer Niederlage unbekannt.
Zidane: „2016 war der Hammer“
„2016 war der Hammer“, zog der Trainer nach dem Gewinn der Klub-WM Mitte Dezember jubelnd Bilanz. „Es hat kein Schlüsseldatum gegeben, wir verbessern uns einfach von Spiel zu Spiel“, erklärte der Franzose.
Neben der sensationellen Bilanz durfte sich ‚Zizou‘ in seinem Premierenjahr auch über drei Titel freuen. Vor dem Klub-WM hatte Real 2016 auch zum elften Mal die Champions League (beziehungsweise den Meisercup) sowie den europäischen Supercup gewonnen.
„Zidane ist eine der größten Persönlichkeiten der Fußballgeschichte“
Zidane war somit an Reals letzten drei Siegen in der Königsklasse beteiligt. 2002 schoss er das ‚weiße Ballett‘ in Glasgow mit seinem unvergesslichen Traumtor gegen Bayer Leverkusen zum Titel, 2014 saß er als Co-Trainer von Carlo Ancelotti auf der Bank und 2016 trug er als Chefcoach die Hauptverantwortung für die Mannschaft.
Sollte Zidane im gerade angebrochenen Jahr auch noch die Liga gewinnen, hätte er sich bei den Fans wohl endgültig im Eiltempo unsterblich gemacht. Den bisher letzten Meistertitel holte Real 2012 unter dem zu ‚Zizou‘ so konträren José Mourinho. Derzeit liegt der Rekordchampion in der Primera División voll auf Kurs und führt – bei einem Spiel weniger – die Tabelle mit drei Punkten Vorsprung auf Titelverteidiger FC Barcelona an.
„Zidane ist zweifellos eine der größten Persönlichkeiten der Fußballgeschichte“, sagte Presidente Pérez über seinen nunmehrigen Erfolgstrainer. Seine bedachte Art und die unbeschreibliche Eleganz seiner Ausstrahlung, gepaart mit der Strahlkraft des wohl erfolg- und traditionsreichsten Glamourklubs der Welt – das passt einfach. Damals als Spieler, genauso wie heute als Trainer.
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