Lauter „Scheiße“: Ex-Valencia-Präsident mit nicht jugendfreier Schimpftirade

Beim FC Valencia liegen die Nerven blank. © valenciacf.com/Lázaro de la Peña
Facebook
Twitter
EMAIL
LinkedIn

Francisco Roig Alfonso hat angesichts der Talfahrt des FC Valencia nur Kraftausdrücke für den Klub parat. Eine Anhängerin erklärt lochpass.at indes ihre Hoffnung auf den säubernden Abstieg.

Dass beim FC Valencia und all jenen, die sich mit dem Verein verbunden fühlen, die Nerven blank liegen, ist bei einem Blick auf die Entwicklung der letzten Jahre – und vor allem aufgrund der aktuellen Situation – kaum verwunderlich. In der Primera División steckt der zweifache Champions-League-Finalist (2000, 2001) als Tabellen-17. mitten im Abstiegskampf, in der Copa del Rey dürfte nach der 1:4-Heimniederlage im Hinspiel gegen Celta de Vigo bereits im Achtelfinale Endstation sein.

Trainer Cesare Prandelli warf nach nur drei Monaten im Amt erst vorige Woche wegen Differenzen mit der Vereinsführung das Handtuch, Salvador González Marco, kurz Voro genannt, ist nun der neunte Chefcoach innerhalb der vergangenen viereinhalb Jahre.

„Dass der Klub in dieser delikaten Situation an mich denkt, macht mich stolz. Ich denke, ich kann etwas zur Problemlösung beitragen“, sagte der 53-jährige nach seiner Beförderung. In der Vergangenheit stets als Feuerwehrmann in die Presche gesprungen, ist Voro bei seinem fünften Engagement als Cheftrainer vorerst einmal als Dauerlösung eingeplant.

Ex-Präsident Francisco Roig: „Der FC Valencia ist im Arsch“

Sein Debüt ging jedenfalls völlig in die Hose. Vor knapp 34.000 Zuschauern im Mestalla-Stadion stand es gegen Celta bereits nach 19 Minuten 0:3, der Ärger der Fans entlud sich nach dem Spiel – wieder einmal – in Sprechchören gegen die Klubführung aus Singapur und Schlägen auf die Autos der Spieler, als diese das Stadiongelände verließen.

„García Pitarch hat Scheiß-Spieler geholt und eine Scheiß-Mannschaft zusammengestellt.“ – Francisco Roig Alfonso

Doch nicht nur die Anhänger, auch durchaus honorige Herren pfeifen angesichts des Chaos‘ mittlerweile auf gute Manieren. „Der FC Valencia ist im Arsch!“ Mit diesen und ähnlichen Worten zog Francisco Roig Alfonso, von 1994 bis 1997 Präsident der ‚Fledermäuse‘, im Fernsehsender La Sexta über den Verein her. Besonders im Fadenkreuz des ehemaligen Klubbosses: Sportdirektor Jesús García Pitarch. „Er hat Scheiß-Spieler geholt und eine Scheiß-Mannschaft zusammengestellt“, vergaß Roig jede Form der Zurückhaltung. „Das ist ein Desaster!“

Cesare Prandelli: Sein Tipp aus der Ferne

Ein Desaster ist auch die Tabellensituation des sechsfachen spanischen Meisters (zuletzt 2004). Als 17. ist Valencia punktegleich mit Sporting Gijón, das auf dem ersten Abstiegsplatz liegt. Dass der Klub aus Mestalla ein Spiel weniger ausgetragen hat, ist ebenfalls nur wenig erbaulich, heißt der Gegner in der ausstehenden Partie doch Real Madrid.

Der Abstieg ist also keinesfalls nur ein Katastrophenszenario einiger Zwangspessimisten, sondern eine durchaus reale Gefahr. „In dieser Saison darf Valencia nur noch daran denken, sich zu retten“, gab der zurückgetretene Prandelli seinem Ex-Klub vìa Marca einen guten Rat mit auf den Weg.

Abstieg als Schocktherapie gegen Klubführung und Partymacher?

Weit resignierender fällt hingegen das Fazit einer Valencia-Anhängerin im Gespräch mit lochpass.at aus: „Ich bin fast so etwas wie ein Hardcore-Fan, aber ich hoffe eigentlich, dass wir heuer absteigen, damit sich der Klub wieder von innen reinigt.“ Die ehemalige Stadion-Mitarbeiterin verspricht sich davon, dass der Verein dadurch für Präsident Peter Lim aus Singapur nicht mehr attraktiv ist und auch kein Anziehungspunkt für Spieler bleibt, „die in Valenica nur Party machen und ihre Karriere ausklingen lassen wollen“.

Estadio Mestalla: Das Revier der 'Fledermäuse'
Die altehrwürdige Spielstätte liegt mitten in der 800.000-Einwohner-Stadt, keine zwei Kilometer Luftlinie vom historischen Zentrum entfernt. © valenciacf.com/Lázaro de la Peña
Ein Stadion voller Tradition
Eröffnet wurde das "Camp del València", wie die Arena offiziell in valencianischer Sprache heißt, bereits 1923, mit einem Freundschaftsspiel gegen den Stadtrivalen Levante. Am 14. Oktober 1957 wurde es durch die große Flut des Turia-Flusses in Mitleidenschaft gezogen. Der Wasserstand im Stadion erreichte über vier Meter. Für die Stadt war die Überschwemmung verheerend. Für die WM 1982 in Spanien wurde das Mestalla-Stadion dann umfassend renoviert. © valenciacf.com/Lázaro de la Peña
Anstrich in den Klubfarben
Ihr heutiges Aussehen verdankt die Spielstätte einer weiteren Adaptierung vor zweieinhalb Jahren. Damals wurden die bis dahin lichtblauen Tribünen in den Klubfarben schwarz-orange gestrichen, was den ohnehin schon immens steilen Tribünen noch mehr an Eindruckskraft verliehen hat. © valenciacf.com/Lázaro de la Peña
¡Bienvenido a Mestalla!
Nun heißt eine gigantische Fledermaus - das Wappentier des Klubs - die Mannschaften willkommen, wenn diese von den Katakomben unter der Haupttribüne auf das Spielfeld schreiten. © valenciacf.com/Lázaro de la Peña
Baufällig
So beeindruckend Mestalla auf den ersten Blick aussieht, so baufällig präsentiert sich die Arena bei genauerem Hinschauen. Wie bei vielen anderen spanischen Stadien, zeigt auch die Bausubstanz von Mestalla Verschleißerscheinungen. © lochpass.at/David Mayr
Erfolge
Sieht man der aktuellen Truppe der "Fledermäuse" auf die Beine, mag man kaum glauben, dass sie für einen der erfolgreichsten Klubs Spaniens spielt. Dieses Plakat entlang des Tribünenaufgangs legt Zeugnis der größten Triumphe des Vereins ab. Darunter sechs spanische Meistertitel, sieben Erfolge in der Copa del Rey ein Triumph im UEFA-Cup sowie zwei im Europäischen Supercup. © lochpass.at/David Mayr
"Majestätische Erscheinung"
Seit der letzten Renovierung zeigt sich das Mestalla-Stadion laut Klub-Website in einer "majestätischen Erscheinung". Besonders imposant sind die steilen Tribünenränge, wodurch die Fans noch näher am Spielgeschehen sind. 55.000 Zuschauer finden in der eng gebauten Arena Platz. © valenciacf.com/Lázaro de la Peña
Der Schachzug des Rafa Benítez
Nun werfen wir einen Blick in die Katakomben des Stadions. Seine bisher letzte große Ära erlebte der FC Valencia unter Trainer Rafael Benítez Anfang bis Mitte der 2000er-Jahre. Bevor der Madrilene im Juli 2001 das Traineramt übernahm, war die Kabine der Heimmannschaft umgebaut und luxuriös ausgestattet worden. Der neue Coach ließ die Möblierung bei seinem Amtsantritt allerdings gleich wieder ausbauen und in die Kabine der Gäste verfrachten. Seine Spieler sollten vor dem Match konzentriert und fokussiert und nicht relaxed sein. © lochpass.at/David Mayr
Gläubig
Auch gibt es im Mestalla-Stadion eine kleine Kapelle, eine Parallele zum Camp Nou des FC Barcelona. Über die Kabine des FC Valencia wacht außerdem diese Marienstatue. © lochpass.at/David Mayr
Berühmte Zitate
Im Pressesaal von Mestalla zieren legendäre Zitate dreier Trainergrößen Valencias die Wand. "Wir haben etwas sehr Wichtiges erreicht. Die Titel sind da, aber vor allem haben wir es geschafft, der Mannschaft Stolz und Siegermentalität zu geben", sagte etwa der bereits erwähnte Rafael Benítez. © lochpass.at/David Mayr
Zwischenlösung
So großartig das Mestalla in seinem schwarz-orangen Anstrich mitten in Valencia auch aussieht, es handelt sich dabei eigentlich nur um eine Zwischenlösung. 2007 wurde im Nordwesten der Stadt mit dem Bau einer neuen, topmodernen Arena begonnen, zwei Jahre später waren die Arbeiten wegen Geldmangels aber wieder eingestellt. © valenciacf.com/Lázaro de la Peña
Warten auf Nou Mestalla
Nun soll das neue Mestalla endlich weiter - und bis 2020 fertiggebaut werden. Bis dahin gehen die 'Fledermäuse' an ihrer alten Wirkungsstätte auf Beutejagd. © valenciacf.com/Lázaro de la Peña

 

Diesen Überlegungen zugrunde liegt eine ähnliche Situation vor drei Jahrzehnten. Mitte der 80er-Jahre war der Verein sportlich und finanziell ebenfalls desaströs aufgestellt und stieg 1986, nach 55 Jahren in der Primera División, in die zweite Liga ab. Der Präsident wurde gewechselt, gleich in der Folgesaison schaffte Valencia den Wiederaufstieg und kam in den nächsten Jahren wirtschaftlich wieder auf die Beine. „Das ist die sich wiederholende Geschichte des FC Valencia“, sagt unsere Gesprächspartnerin mit einem Seufzen. Als Fan der ‚Fledermäuse‘ hat man es in der Gegenwart eben wirklich nicht leicht.

Kommentar hinterlassen zu "Lauter „Scheiße“: Ex-Valencia-Präsident mit nicht jugendfreier Schimpftirade"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*