Sevilla mit Star-Coach Jorge Sampaoli im Höhenflug

Mit dem neuen Trainer Jorge Sampaoli haben die Fans des FC Sevilla oft Grund zum Jubeln. © lochpass.at/David Mayr
Facebook
Twitter
EMAIL
LinkedIn

Unter Neo-Trainer Jorge Sampaoli ist der FC Sevilla in der Primera División plötzlich auf Augenhöhe mit den Topklubs. Der Abo-Sieger der Europa League ist bereit für mehr.

Der FC Sevilla hat genug davon, zwar ständig die Europa League zu gewinnen, in Spanien aber nur eine Nebenrolle im Tabellenspitzenfeld zu spielen. In den letzten drei Jahren ging die zweitwichtigste Trophäe des europäischen Klubfußballs stets an den Traditionsverein aus der Hauptstadt Andalusiens, zudem hatte dieser 2006 und 2007 mit dem UEFA-Cup auch den Vorgängerbewerb der EL zweimal geholt.

So schön diese Erfolge auch sind, lediglich in Europas B-Turnier zu reüssieren, ist für einen Klub, der endlich ins Konzert der Großen aufsteigen will, auf Dauer nicht befriedigend. Denn wie auf nationaler Ebene, muss sich Sevilla auch international meist mit der zweiten Geige zufriedengeben. Erst zum vierten Mal nimmt der Verein aus der mit 700.000 Einwohnern viertgrößten Stadt Spaniens diese Saison an der Champions League teil, weiter als ins Achtelfinale (2008 und 2010) ist man dort bisher noch nicht gekommen.

In ‚La Liga‘ wiederum lässt sich der FC Sevilla seit 2009 nicht mehr unter den Top drei im Endklassement finden. Der einzige spanische Meistertitel der Rot-Weißen aus dem zentral in der Stadt gelegenen Bezirk Nervión datiert aus dem Jahr 1946, Vizechampion wurde man immerhin vier Mal, zuletzt 1957.

Jorge Sampaoli: Bei Sevilla ist der Trainer der Star

Doch seit Sommer weht im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán ein anderer Wind. Der FC Sevilla hat die Rolle des starken Nebendarstellers satt und will endlich seinen Platz an der erlesenen Tafel der Fußballelite. Dazu schlug Sportdirektor Ramón Rodríguez Verdejo, einfach nur Monchi genannt, vergangenen Sommer auf dem Transfermarkt zu und holte einen echten Star aus Südamerika nach Sevilla.

Gemeint ist allerdings nicht der Brasilianer Ganso, der noch vor ein paar Jahren als Neymars kongenialer Partner dem nunmehrigen Barcelona-Striker dessen Tore beim FC Santos vorbereitete, sondern vielmehr Jorge Sampaoli. Sevillas schillerndste Neuverpflichtung glänzt nicht auf dem Spielfeld, sondern an der Taktiktafel.

Sampaolis erfolgreiche Arbeit in Chile

Der argentinische Trainer hatte seit Anfang der 2000er-Jahre verschiedene Mannschaften in Perú, Chile und Ecuador betreut, international bekannt wurde er jedoch durch seine erfolgreiche Arbeit bei der chilenischen Nationalmannschaft. Ende 2012 übernahm er die südamerikanische ‚Roja‘ und führte sie zur WM 2014 in Brasilien, wo sie sich dem favorisierten Gastgeber im Achtelfinale erst im Elfmeterschießen geschlagen geben musste. Ein Jahr später feierte Sampaoli mit Chile den Turniersieg bei der Copa América, wo man im Viertelfinale das starke Uruguay mit 1:0 und im Endspiel Argentinien im Elferschießen besiegte.

Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán: Sevillas Hexenkessel im heißen Süden
Im Süden Spaniens gibt traditionell der FC Sevilla fußballerisch den Ton an. Dessen Heimstätte, das Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán, liegt völlig zentral in die geschichtsträchtige Hauptstadt Andalusiens, nur zwei Kilometer östlich des Wahrzeichens, der Giralda, im Bezirk Nervión eingebettet. © lochpass.at/David Mayr
Der Namensgeber
Benannt ist die Arena 1958 eröffnete und bisher vier Mal modernisierte Arena nach dem sevillanischen Anwalt Ramón Sánchez-Pizjuán Muñoz, der von 1932 bis 1942 und von 1948 bis zu seinem Tod 1956 Präsident des Klubs war und während dessen Amtszeit das Stadion geplant wurde. © lochpass.at/David Mayr
Der rote Hexenkessel
Das Innere der 40.500 Zuschauer fassenden Arena ist fast völlig in Rot getaucht, die steilen Tribünen nah am Spielfeld ermöglichen - gepaart mit der Stimmgewaltigkeit der leidenschaftlichen Anhänger - eine kochende Atmosphäre, wie man sie im heißen Süden des fußballverrückten Spanien auch erwarten würde. Nicht umsonst wird das Sánchez-Pizjuán auch 'La Bombonera de Nervión' - in Anlehnung an die Bombonera der Boca Juniors aus Buenos Aires - genannt. © lochpass.at/David Mayr
Der FC Sevilla im Aufschwung
Der bisher einzige Meistertitel des FC Sevilla liegt zwar schon eine halbe Ewigkeit zurück (1946), doch auf internationaler Ebene konnten die Andalusier in den vergangenen Jahren immer wieder aufzeigen. Seit 2006 gewannen sie fünf Mal die Europa League beziehungsweise den UEFA-Cup und wurden damit innerhalb eines Jahrzehnts zum Rekordsieger dieses Bewerbs. © lochpass.at/David Mayr
Im Konzert der Großen von 'La Liga'
Mit dem neuen Trainer Jorge Sampaoli will Sevilla nun auch national wieder eine große Nummer werden. Der Argentinier hat den Rot-Weißen eine gehörige Portion Kämpfermentalität eingeimpft und das scheint Früchte zu tragen. Real Madrid, Barcelona und Atlético können die Andalusier mittlerweile wieder ärgern. © lochpass.at/David Mayr
Die andächtige und elektrisierende Hymne
Dazu passt auch die Vereinshymne, die keinen kalt lässt, wenn sie vor Anpfiff durch die Lautsprecher hallt und der poetisch, heroische Text von 40.000 Kehlen inbrünstig und andächtig zugleich gesungen wird. Vom Herz, das "Sevilla!" schreiend schlägt, ist da die Rede und vom "Fußball-Stolz unserer Stadt". Auch die Zeile auf diesem Foto kommt im Text vor, sie bedeutet: "Man sagt sich, dass (der FC Sevilla) niemals aufgibt." © lochpass.at/David Mayr
Live vor Ort
lochpass.at war zu Saisonbeginn 2016/17 im Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán vor Ort, als Sevilla UD Las Palmas am dritten Spieltag empfing. Der Star-Neuzugang Kevin-Prince Boateng war fehlte bei den Gästen aus Gran Canaria, die auch ohne den Deutsch-Ghanaer durch Tana früh in Führung gingen. © lochpass.at/David Mayr
Das Sánchez-Pizjuán in Extase
Obwohl die spielerische Qualität bei Sevilla ordentlich zu wünschen übrig ließ, lag im Stadion bis zum Ende der Glaube an die Wende in der Luft. Zu dieser verhalf in der Schlussphase dann auch Schiedsrichter Juan Martínez Munuera, indem er nach einer harmlosen Attacke an Nationalspieler Vitolo überraschend auf Elfmeter entschied. Pablo Sarabia verwandelte diesen in der 89. Minute zum Ausgleich, doch Sevillas Kämpferherz schlug weiter und wollte mehr. © lochpass.at/David Mayr
Last-Minute-Sieg
In der Nachspielzeit drückten die Gastgeber auf den zweiten Treffer und erzwangen noch einen Eckball von rechts. Im darauffolgenden Gestocher drückte Sevillas Eigenbauspieler Carlos Fernández die Kugel über die Linie und schoss seine Mannschaft damit zum Sieg. Das Stadion kochte vor Freude über und Schiri Martínez Munuera pfiff die Partie direkt ab. © lochpass.at/David Mayr
Ein tolles Erlebnis für Fußballliebhaber
Für uns ging damit ein packender Fußball-Nachmittag in einer im Sommer eigentlich unerträglich heißen, aber ungemein schönen und geschichtlich hochinteressanten Stadt zu Ende. Sevilla ist nicht nur für Spanien-Fans auf jeden Fall eine Reise wert - und das Ramón Sánchez-Pizjuán sowieso. © lochpass.at/David Mayr

 

Anfang Jänner 2016 verließ Sampaoli den chilenischen Verband, doch auch Nachfolger Juan Antonio Pizzi profitierte vom Erbe seines Landsmanns. Durch einen erneuten Finalsieg über Argentinien – wieder nach Elfmeterschießen – gewann Chile im Sommer 2016 auch die Copa América Centenario, das Jubiläumsturnier zum 100-jährigen Bestehen der Südamerikameisterschaft.

Sampaoli: Start nach Maß beim ersten Engagement in Europa

Sampaoli werkt indes seit Juli dieses Jahres, als Nachfolger des zu PSG abgewanderten Unai Emery, in Sevilla und hat seiner neuen Mannschaft bereits seine Siegermentalität eingeimpft. Davon konnte sich lochpass.at Mitte September vor Ort selbst ein Bild machen, als Sevilla im heimischen Estadio Ramón Sánchez-Pizjuán gegen Las Palmas bis in die Schlussminuten mit 0:1 zurücklag und die Partie dank der Tore von Pablo Sarabia und Carlos Fernández praktisch mit dem Schlusspfiff drehte.

Auch am vergangenen Samstag wollte bei den Andalusiern im Duell der Traditionsklubs gegen den kriselnden FC Valencia nur wenig zusammenlaufen. Weil sich Innenverteidiger Nicolás Pareja eine Viertelstunde vor Spielende aber ein Herz nahm und den Ball vìa Innenstange versenkte, sicherten sich die Rot-Weißen auch diesmal die drei Punkte. Beim Torjubel verwandelten die 32.000 Zuschauer das längst nicht ausverkaufte Sánchez-Pizjuán auch so in einen Hexenkessel, der Coach konnte sich vor Freude gar nicht mehr einkriegen. Fußball à la Sampaoli.

„In der ersten Hälfte waren wir viel zu passiv, in der zweiten haben wir uns dann all unserer Kräfte besonnen, um zu gewinnen.“ – Jorge Sampaoli

„Wir sind mit dem Resultat zufrieden, obwohl wir nicht so gespielt haben, wie wir es vorhatten. Wir hatten einen Gegner, der unbedingt Punkte brauchte und uns die Sache sehr schwer gemacht hat“, sagte der 56-Jährige aus Santa Fe nach dem 2:1-Arbeitssieg. „In der ersten Hälfte waren wir viel zu passiv, in der zweiten haben wir uns dann all unserer Kräfte besonnen, um zu gewinnen.“

FC Sevilla in der Crème de la Crème von ‚La Liga‘

Nach dem achten Sieg im 13. Saisonspiel liegt Sevilla in der Primera División punktegleich mit Barcelona auf Rang drei und zwei Zähler vor dem Vierten Atlético Madrid.

Diese Woche warten auf die Mannen aus Nervión zwei scheinbar leichte Auswärts-Aufgaben: Am Mittwoch (19:00 Uhr) in der Copa del Rey beim Viertligisten SD Formentera und kommenden Samstag das 13:00-Uhr-Spiel (live auf DAZN) beim immer noch sieglosen Tabellenschlusslicht Granada.

Entscheidend wird’s dann am 7. Dezember (20:45 Uhr, live auf Sky) in Lyon, wo sich Sevilla und Olympique im direkten Duell den Achtelfinaleinzug in der Champions League ausspielen. Die Ausgangsposition spricht dank ihres Drei-Punkte-Vorsprungs klar für die Spanier. Solange Sampaolis Schützlinge nicht mit zwei oder mehr Toren Differenz verlieren, stehen sie in der nächsten Runde.

Kommentar hinterlassen zu "Sevilla mit Star-Coach Jorge Sampaoli im Höhenflug"

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*